Der Berg des Schmerzes und der Hoffnung in Litauen

Zwölf Kilometer von Siauliai (Schaulen) entfernt, im Norden Litauens, erhebt sich “ Der Berg der Kreuze“. Das ist ein 8-10 Meter hoher Berg mit einem Ovalgipfel, auf dem einst eine Burg gestanden haben soll.
Die ersten schriftlichen Zeugnisse über hier aufgestellte Kreuze finden wir im Jahr 1850. Um die Jahrhundertwende war der Berg der Kreuze als „Heiliger Platz“, an dem auch organisierte und spontane Messen gehalten wurden, weit bekannt. Mit den hier aufgestellten Kreuzen und Symbolen (Betsäulen, Kapellen, Statuen, Rosenkränze u.a.) wird für etwas gedankt oder auch um etwas gebeten. Sie dienen aber auch dem Gedenken an Gefallene, Verschwundene, Verbannte, Verurteilte, sowie zum Gedenken an besonders historische Ereignisse.

In den Sowjetjahren wurde der Berg der Kreuze für unerwünscht und verboten erklärt. Die Kreuzesinschriften wurden für antisowjetisch und somit für feindlich gehalten. Seit 1961 versuchten sowjetische Funktionäre wiederholt dieses einzigartige Denkmal zu vernichten. Der Berg der Kreuze wurde mit Baggern den Erdboden gleich gemacht.  Viele tausend Kreuze wurden zerstört, aber ständig wurden neue errichtet. Über zwei Jahrzehnte dauerte das Ringen um den Berg der Kreuze zwischen den Sowjets und der litauischen Bevölkerung an und endete erst 1988 mit der politischen Wende.

Wir gehen zum Berg der Kreuze, dem litauischen Golgatha. Wir denken daran, wie viele Schmerzen und Leiden dieses Volk auch seines christlichen Glaubens wegen zu ertragen hatte während der Zeit der sowjetischen Unterdrückung. So viele Tränen und Wunden! Als ob das ganze Volk vom Garten Eden vertrieben worden wäre: gepeinigt, verjagt, deportiert, die Leiber ohne Beisetzung, ohne Grab geblieben…verfolgt
– das Tragen des christlichen Kreuzes, das Aufstellen des Kreuzes, Glaube an das Opfer unseres Erlösers, zum Himmel emporklingendes heiliges Lied, Gebete, Gelübde, schmerzliches Seufzen….
Und es ist ein Wunder geschehen! Große Gottesgunst: es kamen nationale Wiedergeburt, Freiheit und Unabhängigkeit.-

Gerhard Stallbaum